Interview mit Andreas Mollet am Digicomp Q-Day
Warum ist das klassische Personal- und Talentmanagement nicht mehr zukunftsfähig?
„Das Problem, welches in vielen Firmen vorherrscht, ist, dass man immer noch zu stark auf Funktionen, Ausbildungen und Zertifikate schaut und von diesen Faktoren aus die ganze Personalentwicklung ableitet.
Viel zukunftsweisender wäre es, wenn man auf Skills, auf Kompetenzen, auf Stärken der einzelnen Mitarbeitenden und Führungspersonen schauen würde.“
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Welche Herangehensweise an das Personal- und Talentmanagement braucht es stattdessen?
„In Zukunft wir es wichtig sein, dass das Talent- und Personalmanagement die Stärken der Mitarbeitenden berücksichtig.
Auf die einzelnen Skills und Kompetenzen schaut, die jemand zum Nutzen der Firma und des Teams einbringen kann.
Die grösste Herausforderung wird sein, die einzelnen, kleinen Puzzlestücke zu einem grösseren Ganzen zusammenzufügen.“
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Was sind die wichtigsten Säulen einer kompetenzorientierten HR?
„Eine kompetenzorientierte Organisation zeichnet sich dadurch aus, dass sämtliche Prozesse im HR-Lifecycle konsequent auf Kompetenzen und dadurch auf die Handlungswirkung ausgerichtet sind.
Konkret heisst das z.B. bei der Rekrutierung, dass man weniger auf Zertifikate und weniger auf eine bestimmte Anzahl Berufserfahrungen schaut.
Sondern dass man sich wirklich überlegt, was bringt eine Person mit? Was kann eine Person? Was können die Mitarbeitenden einem Unternehmen bringen? Und diese Punkte in den Vordergrund stellt.“
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Welche Vorteile gewinnen Organisationen, die ein kompetenzorientiertes Personal- und Talentmangement betreiben?
„Der grösste Vorteil einer kompetenzorientierten Organisation ist, dass man an Flexibilität gewinnt, indem dass man die einzelnen Stärken – vor allem das Können der Mitarbeitenden – zielgerichtet einsetzt, unabhängig der Funktion, die sie im Moment innehaben.
Der grösste Vorteil dieser Flexibilität ist, dass man eine Art Baukasten hat, aufgrund man ganz bewusst sagen kann: «Ich brauche jemanden, die/der in einem bestimmten Skill stark ist» evtl. kombiniert mit einem anderen Skill.
Man hat so, meistens mit IT-Unterstützung, die Möglichkeit diese Leute ganz gezielt zu finden und dann in Projekte einzubinden.“
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Alle reden von Future Skills. Aber was sind Future Skills überhaupt und warum sind sie wichtig?
„Future Skills ist auch zu einem gewissen Mass ein Modewort, welches aktuell sehr of und gerne verwendet wird.
Dahinter steckt aber eine wichtige und spannende Absicht, nämlich sich bereits heute in Unternehmen Gedanken zu machen, was in Zukunft für Kompetenzen notwendig sein werden, um weiterhin erfolgreich zu sein.“
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Wie verändern sich die benötigten Kompetenzen in Zukunft (im Vergleich zu den heute benötigten Kompetenzen)?
„Die Future Skills werden sich verändern, indem sich der Fokus von Fachkompetenzen und Wissen noch mehr in Richtung der Selbstkompetenzen, eigenverantwortliche Kompetenzen und Sozialkompetenzen verschiebt.“
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Wer und/oder was bestimmt, welche Kompetenzen in Zukunft benötigt werden?
„Im Grundsatz bestimmt der Markt, welche Kompetenzen Future Skills oder Zukunftskompetenzen sind. Sei es nun der Arbeitsmarkt oder auch der Waren- und Dienstleistungsmarkt, welche die Nachfrage herstellen.
Und wir als Unternehmen müssen dann das Angebot entsprechend aufbereiten.“
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Was sollte ein Unternehmen tun, um seine Mitarbeiter bei der Entwicklung von Zukunftskompetenzen zu unterstützen?
„Ein wichtiger Punkt, um Zukunftskompetenzen aktiv angehen zu können ist, dass ein Unternehmen sich auch wirklich damit auseinandersetzt. «Was brauchen wir in Zukunft, damit wir weiterhin erfolgreich sein können?», aber auch, «was hat uns bis heute erfolgreich gemacht?» und dies auch beibehalten.
Am Schluss ist sicher ein guter Tipp, vermehrt auf die Mitarbeitenden zu hören, denn die wissen teilweise am besten, was draussen am Markt für Kompetenzen gefragt sind.“
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Werden Kompetenzen und Skills in Zukunft wichtiger als Ausbildungen?
„Ausbildungen werden ihre Berechtigung behalten, als eine Art Qualitätssiegel und Qualitätsinstrument. Aber Kompetenzen werden entscheidend sein, sowohl in der Ausbildung, aber vor allem darin, dass eine Ausbildung immer dazu führen muss, dass eine Person besser, effizienter und handlungswirksamer arbeiten kann.“
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Werden Kompetenzen und Fähigkeiten in Zukunft an Bedeutung gewinnen im Vergleich zu formalen Ausbildungen?
„Im Moment konzentrieren sich vermutlich immer noch viele Ausbildungen auf Wissensvermittlung. Die Zukunft wird sein, dass im Kern einer Weiterbildungsmassnahme wirklich die Kompetenzentwicklung stattfinden muss. Also ein Wissen zu vermitteln, welches direkt ein eine erfolgreiche Handlung umgesetzt werden kann.“
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Welches sind für dich die wichtigsten bzw. erfolgversprechendsten Zukunftskompetenzen (und warum)?
„Wenn man sich überlegt, welche Kompetenzen in Zukunft wichtig sein können, muss man sich bewusst sein, dass das sehr unternehmensspezifisch, branchenspezifisch oder auf die Person bezogen sein kann.
Aber es gibt gewisse Strömungen oder Kompetenzen, die unabhängig davon als Meta-Kompetenzen wichtig sind.
Im Bereich der Selbstkompetenzen sind die Bereitschaft neues zu lernen, für neues offen zu sein und Verantwortung für die eigene Weiterentwicklung zu übernehmen wichtig.
Schaut man den Bereich Sozialkompetenz (also die Zusammenarbeit) an, dann ist sicherlich die Kommunikation etwas, was in Zukunft noch wichtiger werden wird, als dass es sowieso schon ist. Auch der Bereich der Kollaboration wird an Wichtigkeit gewinnen, auch aufgrund der Digitalisierung und neuer Arbeitsformen, die sich etablieren werden.
Für den dritten Block würde ich noch gerne die Methodenkompetenz vertiefen. Dort springen zwei Punkte ins Auge. Das eine ist die Digitalisierung. Die ist gekommen und wird auch nicht mehr verschwinden. Dort wird man investieren müssen. Aber auch mit der Medienkompetenz werden wir uns noch mehr auseinandersetzen müssen – also wie man mit Medien richtig umgeht.“
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Was ist für dich DIE wichtigste Kompetenz, die sich eine Fachkraft für die Zukunft aneignen kann? Und warum genau diese Kompetenz?
„Wenn man mich fragt, welches die wichtigste Zukunftskompetenz ist, dann würde ich sagen, dass es das «Verlernen» ist. Dass wir etwas, was wir wissen, kritisch hinterfragen. Nicht nur neues dazulernen, sondern unser bisheriges Wissen daraufhin prüfen, ob es noch «state of the art», ob es noch modern ist.
So dass wir uns auch von Dingen lösen können, die wir bis jetzt als richtig empfunden haben.“
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Wie lassen sich Zukunftskompetenzen entwickeln?
„Zukunftskompetenzen lassen sich hauptsächlich dadurch entwickeln, indem man sie aktiv anwenden kann. Es ist wichtig, dass man die Möglichkeit hat, was man in einem Lernumfeld gelernt hat auch aktiv einbringen kann.
Nur so erhält man den Nutzen und merkt, was funktioniert und was funktioniert nicht und wo man nachbessern muss.
Von daher gesehen ist es wirklich entscheidend ein Lernumfeld zu schaffen, wo man Fehler machen darf, aber man sich auch verbessern und einbringen darf.“
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Was kann ein Arbeitnehmer für die Entwicklung seiner Zukunftskompetenzen tun?
„Am Schluss steht die eigene Weiterentwicklung immer in der eigenen Verantwortung der Mitarbeitenden.
Ich glaube es ist die Aufgabe aller Mitarbeitenden eine Weiterbildung aktiv einzufordern. Wenn sie z.B. merken, dass am Markt Änderungen passieren oder einfach um den Job gut zu machen. Also dementsprechend von Unternehmen einfordern, dass man Unterstützung erhält, immer auch mit der Botschaft, dass Kompetenzentwicklung auch Unternehmensentwicklung ist.
Wenn sich die Mitarbeitenden weiterentwickeln, entwickelt sich auch das Unternehmen weiter.“
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Das komplette Interview mit Andres Mollet
Das Interview mit Andreas Mollet entstand anlässlich des Q-Day der Digicomp Academy.
Bildquellen: Digicomp Academy und INOLUTION
Als Geschäftsleiter der INOLUTION unterstütze ich Unternehmen darin, die zukünftigen tragfähigen Werte und notwendigen Kompetenzen zu erkennen, zu definieren und sie auf den Weg dorthin zu befähigen. Als Brückenbauer zwischen Theorie und Praxis, Wissenschaft und Praktikabilität und mit der Erfahrung aus weit über 100 erfolgreichen Projekten unterstütze ich von ganzheitlichen Konzepten über praxisorientierte Lösungsimplementierung bis zu situativen Sparrings.
Denn ich bin der Überzeugung, dass das Kompetenz-und Performance-Management sowohl im operativen, als auch im strategischen Bereich das Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft hat. Ich nenne das Kompetenz-Management 4.0 - kompetente Mitarbeitende heute, morgen und übermorgen.
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